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Hirschjagd in Schottland

Pirsch in den Highlands

Hirschjagd in Schottland

Sonntagabend erreichen Niko und ich das Hotel an der Westküste Schottlands. Ich bin aufgeregt, was wird mich bei dieser Jagd auf Rothirsche erwarten? Ich habe zwar schon Kahlwild auf Drückjagden in Polen und Deutschland geschossen, aber noch keinen Hirsch auf der Einzeljagd und schon gar nicht zur Brunft in den schottischen Highlands!

Das Hotel ist einfach, aber sauber und sehr gemütlich. Auch drei andere Jäger aus Deutschland sind bereits eingetroffen und sind gespannt auf die folgenden Jagdtage - alle haben noch keinen Hirsch geschossen! Nach dem Abendessen begrüßt uns Fergie, der Jagdleiter und Inhaber des Hotels. Er gibt uns eine kurze Sicherheitseinweisung und wir begrüßen unsere Stalker der nächsten fünf Tage.

Fergie erklärt uns, dass die Hirsche zu dieser Jahreszeit hoch oben in den Bergen stehen und wir unsere Chancen auch zügig nutzen sollten. Wir werden uns unsere Hirsche erarbeiten müssen!

Am nächsten Morgen nach dem reichhaltigen, typisch englischen Frühstück holt uns Harry, unser Stalker, ab und startet mit Niko, mir und dem geländegängigen Argocat, einem achtfach bereiften Geländefahrzeug in die Highlands. Niko hat schon einige Hirsche geschossen und so haben wir uns darauf geeinigt, dass ich bei der 2:1-Führung den ersten Schuss abgeben darf. Es ist 10.30 Uhr, wir stehen am Fuß eines beeindruckenden Berges, Harry schätzt ihn auf über 900m Höhe, die Bergkuppe liegt in den Wolken - da müssen wir rauf?

Ich trage eine wasserabweisende Hose, eine Fleecejacke sowie eine winddichte Jacke. Gefettete Halbschuhe und Gamaschen sind angebracht, denn es fließen überall kleine und größere Rinnsale den Berg herab. Nasses Gras und Moos bedeckt den Hang des Berges. Der Aufstieg beginnt langsam aber bestimmt, immer wieder glasen wir die Hänge ab. Wir entdecken mehrere Stücke Kahlwild („hinds“), leider steht kein Hirsch bei ihnen. Der Aufstieg geht weiter. Der Stalker nimmt zwar Rücksicht auf uns norddeutsche "Flachlandtiroler", trotzdem steigen wir zügig weiter in Richtung Gipfel.

Dort angekommen pirschen wir vorsichtig auf die andere Seite. Ständiges Abglasen der Hänge bringt schließlich zwei Hirsche („stags“) in ca. 1.500m Entfernung in Anblick, es ist 13.00 Uhr. Hier oben sind die Berge deutlich felsiger als im unteren Bereich. Das verschafft uns Deckung um die Hirsche anzupirschen. Leider bekommen diese Wind von uns und springen ab.

„Don`t follow an animal who knows you“ - Harry beschließt eine Pause zu machen. Wir trinken das kristallklare Wasser eines Bergbaches. Niko und ich genießen die kurze Rast, während Harry den Gegenhang mit dem Spektiv abglast. Hier oben weht ein kalter Wind! Wir öffnen unsere Lunchpakete, die typisch englische Sandwiches mit Ham & Cheese und Mayonnaise enthalten.

Es ist später Nachmittag und Harry entdeckt im Gegenhang ein Brunftrudel mit einem guten Hirsch. Wir können zwar durch unsere Ferngläser kaum etwas erkennen, verlassen uns aber auf unseren erfahrenen Stalker. Da es am Berghang kaum Deckung gibt, geht es in niedrigster Gangart den Hang hinab durch nasses Gras und Moos und kleine Bäche. Dank der gewachsten Schuhe und der Gamaschen bleiben wenigstens unsere Füße trocken. Arme und Beine sind total durchnässt, die Chance auf den Hirsch lässt uns dieses allerdings schnell vergessen. Langsam drängt die Zeit, denn es ist mittlerweile kurz vor 17.00 Uhr. Unser Stalker treibt uns den nächsten Hang hinauf, das Tempo zieht deutlich an. In der Deckung der Felsen versuchen wir uns dem Rudel zu nähern. Längst habe ich den Überblick über den Standort des Hirsches verloren.

Plötzlich fühle ich den Wind im Nacken und gebe innerlich die Pirsch schon auf. Doch Harry beruhigt mich und versucht mir zu erklären, dass der Wind den Hang entlang zum Gipfel des Berges zieht und das Rudel hoffentlich nicht erreicht. Trotzdem scheint auch er beunruhigt und treibt zur Eile. Hinter einer Bodenwelle gehen wir in Deckung. Vorsichtig schieben Harry und ich uns vorwärts. Unter uns steht das Rudel mit dem Hirsch. Ein Alttier äugt zu uns herüber, nun muss es schnell gehen. Der Hirsch steht auf 200 m und zieht röhrend einem Schmaltier hinterher. Der Schuss mit der 30- 06 auf den breit stehenden Hirsch ist nicht schwer.

Der Hirsch bricht zusammen, das Rudel kann den Knall nicht richtig zuordnen und zieht langsam talwärts. Ich kann es kaum fassen, ein guter Achtender („eight-pointer“) ist zur Stecke gekommen. Eine Seite fünf, die andere Seite drei Enden. Ein alter Highlandhirsch. Doch hier zählt nicht die Trophäe, sondern die Jagd! Harry freut sich mit mir, mein erster Hirsch! Was für eine Pirsch und was für ein Unterschied zu einem von einem Hochsitz an einem Maisfeld erlegten Hirsch!

Als Zeichen des hirschgerechten Jägers färbt mir Harry das Gesicht mit dem Schweiß des erlegten Highlandhirsches. Ich bin durchnässt, kaputt und unglaublich glücklich. Harry bricht den Hirsch auf und verblendet diesen mit Taschentüchern zum Schutz vor Adlern und Raben, da wir ihn heute nicht mehr bergen können. Es dämmert bereits und der Rückweg dauert über anderthalb Stunden. Wir werden den Hirsch am nächsten Tag mit dem Argo holen, über Nacht ist es in den Bergen kalt genug, so dass das Wildbret nicht verdirbt.

Abends im Hotel haben alle etwas zu erzählen. Christoph hat auch einen braven Hirsch erlegt, sein Freund Jürgen konnte die Erlegung ebenfalls miterleben. Nach dem Essen geht es bald ins Bett, denn die Jagd war anstrengend und am nächsten Morgen geht es wieder los!

Morgens nach dem Frühstück pirschen Niko und ich in demselben Jagdgebiet mit Harry auf der anderen Seite des Berges, denn der Wind hat gedreht. Der Aufstieg beginnt, heute ist Niko an der Reihe. Wir umrunden den Gipfel, als Harry plötzlich in die Hocke geht. Er hat einen Hirsch entdeckt, der mit einigen Stücken Kahlwild im Hang liegt. Der Entfernungsmesser zeigt 415 Meter, die nächste erreichbare Bodenwelle als einzige Deckung 117 Meter entfernt. Knapp 300 Meter für einen Schuss mit der .30-06 bei starkem Seitenwind, das will er dann doch nicht wagen.

Wir liegen hinter einem Felsen und überlegen, was wir tun können. Schließlich entscheidet sich Harry den Hirsch über eine Bergkuppe im Nachbarhang anzupirschen. Wir rutschen den Berghang hinab, darauf bedacht uns so flach wie möglich zu machen. Mit durchnässter Hose und Ärmeln erreichen wir die nächste Deckung. Jede Bodenwelle und jeden Felsbrocken als Deckung ausnutzend geht es weiter, bis Harry uns bedeutet liegen zu bleiben. Vorsichtig späht er über eine kleine Anhöhe und winkt schließlich Niko heran. Ich bin mindestens genauso aufgeregt wie mein Freund, welcher sich gerade zum Schuss vorbereitet. Gleich muss es knallen, doch nichts passiert. Was geht dort vor? Ich kann nichts Genaues sehen und mir nur meine Gedanken machen, doch es sollte noch eine halbe Stunde dauern bis endlich der erlösende Schuss fällt. Ich springe auf und eile nach vorne, als ein zweiter Schuss bricht. Ich sehe noch das Kahlwild abspringen, was war passiert?

Strahlend berichtet mir Niko, dass er zuerst nicht schießen konnte, da der starke Gabler („switch“) von ihm abgewandt lag. Als er dann plötzlich hoch wurde und breit stand, schoss mein Freund den alten Hirsch mit den langen Augsprossen und den starken dunklen Stangen. Daraufhin wurde ein zweiter Hirsch hoch, ein schwacher Sechser, den er auch strecken konnte. Niko kann sein Glück kaum fassen, wann schießt man schon mal eine Hirschdoublette?

Harry erläutert uns, bis wohin er mit dem Argo fahren kann und geht los, das nützliche Fahrzeug zu holen. Niko und ich brechen die Hirsche auf und beginnen diese talwärts zu ziehen. Dort warten wir auf Harry und den Argo. Das Lunchpaket schmeckt nach der getanen Arbeit besonders gut. Als Harry uns schließlich erreicht, verladen wir die beiden Hirsche und fahren weiter, um den gestern erlegten Hirsch ebenfalls zu bergen. Glücklich und zufrieden erreichen wir das Hotel.

Am nächsten Tag sind die Berge wolkenverhangen und es ist neblig. Es besteht keine Chance sich dem Rotwild auf Schussentfernung zu nähern, ohne dass dieses den Jäger bemerkt. Auch dieses Wetter ist typisch für Schottland und es sollte bei der Reisplanung bedacht werden, dass unter Umständen nicht jeden Tag gejagt werden kann. Wir beschließen einen kleinen Ausflug zu unternehmen und besuchen das kleine Städtchen Fort William mit der Whisky-Destillerie Ben Nevis.

Am Morgen darauf pirsche ich mit Harry alleine erneut in die Berge. Ich nehme seine Waffe, eine .243 mit Schalldämpfer und Varmint-Lauf, die acht Kilogramm wiegt! Der Schalldämpfer ist in Schottland üblich, da er das Ohr des Jägers schützt und beim herbstlichen Kahlwildabschuss den Jäger nicht so schnell verrät, wodurch höhere Strecken erzielt werden können. Die Waffe schießt sich weich und leise, fast ohne Rückschlag.

Wir pirschen mit Rückenwind durch ein Tal, um auf der anderen Seite des Berges zurückpirschen, als wir auf der Bergkuppe einen einzelnen Hirsch liegen sehen, der uns beobachtet. Deutlich zeichnet sich das Geweih gegen den Himmel ab, obwohl wir über 1.000 Meter entfernt das Tal durchqueren. Harry rechnet sich keine große Chance aus, den Hirsch anzupirschen, da dieser uns bereits eräugt hat („dont`t follow an animal...“ ). Am Ende des Tales beginnen wir den Aufstieg, bis Harry auf halber Höhe den Hirsch wieder entdeckt. Eigentlich wollten wir auf die andere Seite des Berges, aber das Ziel scheint nun doch greifbar nahe!

Wir pirschen den Hirsch parallel zum Hang an. Es geht aufwärts, abwärts, wieder zurück und dann doch immer irgendwie weiter nach vorne, jede Deckung des Berges ausnutzend. Schließlich entdecken wir den Hirsch in 200 Metern Entfernung auf der Bergkuppe liegend. "no target" - keine Möglichkeit zum Schuss, erklärt mir mein Stalker, da im Falle eines Fehlschusses kein Kugelfang gegeben ist.

Wir pirschen vorsichtig zurück und versuchen von etwas weiter oben den Hirsch anzugehen.  Hinter einem Felsblock liegend und den Hirsch suchend, wird Harry plötzlich unruhig. "load the rifle - quick" raunt er mir zu, doch die Patrone klemmt im Magazin... Er nimmt mir die Waffe aus der Hand, repetiert die Patrone leise in das Magazin und reicht sie mir zurück. Ich sehe den Hirsch knapp unter der Bergkuppe, er sichert zu uns herüber. Er steht jetzt 150 Meter entfernt, vorsichtig schiebe ich die Waffe nach vorne und das Absehen ruht mitten auf dem Stich als der Schuss bricht.

Der Hirsch fällt den Hang hinab, kommt wieder auf die Läufe und bricht erneut zusammen. Ich repetiere und schaue kurz zu Harry. Der strahlt über das ganze Gesicht und beruhigt mich. "good shot - he is going down, don`t shoot again!".

Ich möchte sofort zu meinem Hirsch, aber Harry holt seine Thermoskanne heraus und wir nehmen erst einmal unseren Lunch, um den Hirsch nicht aufzumüden. Eine große Anspannung ist von mir gefallen. Nach einer viertel Stunde treten wir zum erlegten Stück, einem ca. fünfjährigen ungeraden Achter. Nachdem der Hirsch aufgebrochen wurde, beginnt ein mühsamer Abstieg ins Tal. Harry zieht den 90kg schweren Hirsch allein, ich trage unsere Ausrüstung. Im Tal angekommen verweile ich bei meinem Hirsch und genieße die beeindruckende Landschaft, während mein Harry das Argocat holt.

Am letzten Morgen geht es bereits um 6.00Uhr los auf ein weiter entferntes Estate. Ich pirsche heute mit Colin, einem jungen Stalker, während Niko mit Harry nachkommen will. Bei der Ankunft weht ein starker Wind, wir beschließen trotzdem den Aufstieg mit dem Quad.

Oben angelangt beginnt es zu regnen, trotzdem versuchen wir ein Brunftrudel zu finden und anzupirschen. Der Regen wird immer stärker und starke Sturmböen peitschen uns das Wasser von der Seite ins Gesicht. Nach einer Stunde ist auch meine Funktionskleidung total durchnässt, das Wasser läuft mir in die Pirschstiefel. Wir beschließen den Abstieg. Auf dem Rückweg treffen wir Niko und Harry, die geschützt im Argocat darauf warten, dass es für eine Zeit aufklart.

Für Colin und mich ist der Jagdtag vorbei. Wir wünschen den beiden anderen noch Waidmannsheil und fahren mit dem Quad zurück zum Auto. Ich will nur noch nach Hause unter die warme Dusche!

Abends kommt Niko zurück ins Hotel. Harry und er haben eine kurze Regenpause zu einer erfolgreichen Pirsch nutzen können. Sie hatten ein großes Brunftrudel mit über 30 Stück Kahlwild vor. Ein starker Zukunftshirsch war der Platzhirsch, so dass Niko auf einen guten Beihirsch zu Schuss kam.

Am Ende der Woche haben alle Jäger Ihre Hirsche erlegen können. Ich werde auf jeden Fall nicht zum letzten Mal in den schottischen Highlands zur Jagd gewesen sein!

Ilja L.

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