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Globus Jagdreisen
Katalog

Jagd auf asiatische Exoten in Norfolk

Auf Muntjak und Wasserreh in England

Wenn sich die Trophäenwand über die Jahre gefüllt hat und die meisten europäischen Schalenwildarten zur Strecke gebracht sind, dann kommt häufiger die Frage auf, was man denn noch nicht erlegt hat. Und dann kam immer wieder die Rede auf die kleinen asiatischen Exoten, die Muntjaks und die Chinesischen Wasserrehe, die vornehmlich im südlicheren England ihre Fährte ziehen und dort zum alltäglichen Wild gehören, wie hierzulande das Rehwild.  

Da Globus Jagdreisen eine Jagd speziell auf diese Wildarten anbietet, habe ich mich dort eingehend erkundigt und nach der Zusicherung, dass es von beiden Wildarten gute Bestände gäbe, zur Buchung entschlossen. Mitte März ging es los und ich fuhr mit der Fähre Calais-Dover über den Kanal und weiter um London herum in drei Stunden nach Thetford, einer kleinen Stadt in der Grafschaft Norfolk nord-östlich von London. Schon auf der Fahrt beeindruckte die liebliche Landschaft mit Ihren vielen Knicks, Remisen und kleinen Feldern, die zudem im herrlichsten Sonnenschein erstrahlte.

Als Unterkunft diente ein kleines Hotel, wo ich für eine Nacht mit Frühstück einquartiert war. Am nächsten Morgen um 5:30h traf ich auf die Minute pünktlich meinen Jagdleiter Andrew vor dem Haus und es ging in seinem Geländewagen ins etwa 15 Minuten entfernte Revier. Es dämmerte bereits, als wir an eine kleine Freifläche am Waldrand pirschten und auf eine Leiter stiegen. Um uns herum machten sich bereits etliche Fasanen bemerkbar, die nach der Nacht abbaumten und ihr Gefieder aufplusterten und mit den Schwingen schlugen. Nachts hatte es leichten Frost gegeben und es war empfindlich kalt auf der Leiter. Leise unterhielten wir uns, als mich Andrew plötzlich anstieß und auf einen Busch 50m vor uns deutete, aus dem sich ein kleiner brauner Wildkörper hervorschob – ein Muntjak! Ein kleines, kompaktes Tier mit spitzem Kopf, zarten Läufen und ohne Gehörn – ein weibliches Stück. Relativ zügig überquerte es die freie Fläche und verschwand im Wald. Durch mein Fernglas konnte ich das Stück, meinen ersten Muntjakanblick, sehr genau beobachten und war begeistert. Aber wir sollten noch viel mehr sehen. Andrew war sich seiner Sache sehr sicher und sollte Recht behalten.

Nach und nach zogen hier und da Muntjaks zwischen den Büschen hin und her, weibliche Tiere und geringe Böcke, die auf ihren relativ hohen Rosenstöcken nur sehr kurze Stangen hatten. Als uns die ersten Sonnenstrahlen trafen, baumten wir ab und pirschten durch den Wald, der teils licht, an anderer Stelle aber auch sehr dichten Unterwuchs hatte. Überall ließen sich Fasanen vernehmen und sehr viele Ringeltauben umflogen die Baumkronen. In der Nähe einer Fasanenschütte sahen wir wieder Muntjaks. Sie bekamen uns mit und zogen dann heimlich ins Dickicht. Wie ich erfuhr, profitieren die Muntjaks sehr von der Fasanenjagd, denn sie partizipieren an dem überall angebotenen Futter. Wir pirschten weiter und sahen plötzlich auf 100 Meter zwei Muntjaks durch den Wald ziehen. Andrew sprach sie als weibliches Stück und als Bock an. Der Bock zog hinter dem Weiblichen her und hatte über fingerlange Stangen. Kein Kapitaler, aber ein sehr guter Bock. Wir ließen sie auf uns zuziehen und beobachteten sie durch unsere Gläser. Irgendwie waren sie immer in Bewegung und erschienen weiter weg als sie waren, da sie doch deutlich kleiner als Rehwild sind. Wie sie auf dreißig Meter heran sind, bemerkt uns das Weibliche, obwohl wir bewegungslos an einem Baum standen und zog fort. Es sprang nicht schreckend ab, wie es Rehe tun, sondern schlich unauffällig davon. Der Bock verhoffte noch einem Moment und als Andrew mir ein „shoot“ zuraunte, fiel der Bock im Knall.

Wir traten heran und ich hielt mit großer Freude meinen ersten Muntjak in der Hand. Vor Jahrhunderten in Großbritannien eingebürgert, hat dieser kleine Cervide heute einen festen Platz in der englischen Fauna. Vorsichtig tragen wir das Stück zum Wagen und machen ein paar Fotos. Die Trophäe eignet sich ideal für ein Kopf-Schulterpräparat. Zurück im Quartier erwartet uns ein umfangreiches englisches Frühstück und mich dann mein Zimmer für ein paar Stunden Schlaf.

Am Nachmittag habe ich mein Zimmer geräumt, da wir nach der Abendpirsch weiter gen Osten in ein anderes Revier zur Jagd auf das Wasserreh verlegen wollen. Die abendliche Pirsch führt uns durch ein Waldstück, in dem wir etliche Muntjaks sehen, aber keinen besseren als den vom Morgen und das war nun die Messlatte für einen evtl. zweiten. Wir sehen auch viele Hasen, Kaninchen und überall Fasanen. Man merkt, dass hier eine intensive Niederwildhege betrieben wird und das Terrain ideal dafür ist. Auch Tauben sehen wir so viele, dass man sich am liebsten mit der Flinte für ein paar Stunden anstellen möchte.

Nach der Pirsch fahren wir etwa eine Stunde weiter gen Nordosten und erreichen auf verschlungenen und mit Hecken begrenzten kleinen Straßen irgendwann einen Hof aus dem 17. (!) Jahrhundert, den der Besitzer liebevoll restauriert hat und nun zwei gemütliche Gästezimmer mit Frühstück anbietet. Es gibt auch noch ein Abendessen und bei ein paar kleinen Whisky unterhalten wir uns noch lange in der Küche über die Jagd, das „shooting“ und über die Fuchsjagd zu Pferde, was die Passion des Hausherrn ist.

Am nächsten Morgen geht es nach einem schnellen Kaffee raus und wir setzen uns an einem Moorstück an. Die Ansitzkonstruktion ist zwar gut platziert, aber von der Bauart her alles andere als geeignet. Die Bank ist unbequem, das Geländer schief und zu hoch und der Boden federt bedenklich. Ansitzjagd hat hier eben keine Tradition und ist die Ausnahme.

Nachdem es schon eine Weile hell ist, ist plötzlich vor uns am Waldrand eine Bewegung. Ich meine ein geringes Reh zu sehen, aber es ist ein Wasserreh, das auf das Feld zieht. Von der Größe her wie ein Rehkitz, der Kopf kurz und ohne Gehörn, also ein Weibliches, denke ich. Aber Andrew schaut durch sein 30-faches Zielfernrohr, ob es nicht die charakteristischen langen Eckzähne hat, wie sie nur die Böcke haben. Leider hat es keine. Es zieht um uns herum und ins Feld hinaus. Wir sehen noch zwei Muntjaks und eine Ricke, aber keinen Wasserrehbock mehr. So baumen wir ab und pirschen zurück zum Wagen. Auf der Rückfahrt sehen wir auf einem Feld etwa fünfzig Stück Rotwild stehen, darunter noch ein paar mittelalte Geweihte, die noch nicht abgeworfen haben. Ich bin überrascht und erfahre, dass es hier in der Gegend einen sehr guten und starken Rotwildbestand gibt, der jedes Jahr Hirsche mit über 10kg Geweihgewicht hervorbringt. Dafür interessieren sich kaum Engländer, aber zunehmend mehr Jäger vom europäischen Festland, denn man kann diese zu einem vergleichsweise günstigen Festpreis erlegen.

Am späten Nachmittag pirschen auf den Feldern und entlang von Feldgehölzen einer benachbarten Farm auf Wasserrehe. Hier und da sehen wir einzelne Stücke äsen, können aber zunächst keinen Bock ausmachen, den man eigentlich nur an den Eckzähnen erkennen kann. Dann zieht plötzlich vor uns aus einem Knick ein Wasserreh in Richtung Wald und Andrew hat es schnell, als Bock angesprochen. Es sei keine Goldmedaille aber ein ordentlicher Bock. Ich streiche an einer Erle an und mein erster Eindruck ist, dass es weit ist. Ich schaue nochmal übers Zielfernroht hinweg und erkenne, dass es wohl nur siebzig Meter sind. Ich reiße mich trotz starkem Puls zusammen, und komme mittig auf das schräg stehende Stück ab. Der Bock liegt im Knall und beim herantreten erkenne ich, warum es mit auf den ersten Blick weit erschien. Das Wasserreh hat nur etwa die Größe eines Rehkitzes, wiegt ca. 12 kg. Der Schuss ging schräg hindurch und am Blatt wieder heraus. Die Eckzähne reichen knapp über den Unterkiefer, was die Mindestgröße sein sollte.

Ich freue mich sehr, somit auch diese zweite Wildart auf meiner Wunschliste erlegt zu haben. Vorsichtig bergen wir das Wild, denn es soll, wie auch der Muntjak, als Kopf-Schulter-Präparat hergerichtet werden. Am nächsten Tag schlagen wir die Stücke aus der Decke und ich reise nach dem Frühstück mit zwei sauber vorbereiteten Trophäen im Gepäck nach dem Frühstück ab. Die Fahrt geht durch die liebliche Grafschaft Norfolk an London vorbei und bis an die Küste nach Dover. Dort kaufe ich das Fährticket und bin schon eine halbe Stunde später mit der Fähre auf See. Nach anderthalb Stunden ist Calais erreicht und es geht weiter über Belgien nach Holland. Dort treffe ich meinen Präparator, der beide Trophäen entgegen nimmt. Wir schauen uns bei ihm verschiedene Präparate an und entscheiden, wie meine präpariert werden sollen. Dann sitze ich wieder im Auto und bin abends zu hause.

Zwei herrliche Jagdtage und somit eine kurze Jagdreise sind vorüber. Ich freue mich schon auf die Präparate, die mein Jagdzimmer bereichern und sicherlich den einen oder anderen Jagdfreund stutzen lassen werden!

Philip W.

  

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