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Globus Jagdreisen
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Biberjagd in Estland

Eine Jagd auf Meister Bockert im Frühjahr ist herrliches Waidwerk.

...Sehr geehrter Herr Brockmann, so lange die Erinnerungen frisch sind, möchte ich Ihnen meine Erfahrungen bei der Biberjagd in Estland mitteilen. Es sei schon vorab gesagt: es war eine nahezu perfekte Jagdreise..!

Vorab eine Bemerkung: mein Jagdführer Jaan Mitt und ich stimmen völlig darin überein, dass das Jagdreisegeschäft ein eher schwieriges ist: die Realität in der Natur ist nicht wegzudiskutieren, Wild lässt sich nicht herbeizaubern. Der Jagdreisende hat erhebliche Erwartungen, sie mögen umso größer sein, je weiter und je aufwendiger die Jagdreise ist. Hat man zuhause im heimischen Revier, so es eines geben mag, eine Vielzahl von jagdlichen "Versuchen", zum Jagderfolg zu gelangen, so verdichtet sich diese Anzahl von "Versuchen zum Erfolg" bei einer Jagdreise auf einige, mehr oder weniger, "wenige" Ansitze.

Die Erwartungen des Jagdgastes sind hoch, der Jagdführer erleidet dadurch ganz zwangsläufig einen recht hohen Erwartungsdruck. Und, wir wissen, Jagd an sich ist eine Aneinanderreihung von Unwägbarkeiten...Wildbestand, Wetter, Anblick, "Jagdglück". Der Schlüssel zum Erfolg ist dann, aus meiner Sicht, ein möglichst enger mental-psychologischer Zusammenschluss von Jagdgast und Jagdführer. Man muss einander vertrauen, man muss sich aufeinander verlassen, man muss für diese wenigen Tage eines Jagdaufenthaltes im Ausland sich sowohl als Team definieren, als auch ein gemeinsames Ziel verfolgen. Das hat im vorliegenden Fall ganz  phantastisch funktioniert, aber so etwas lässt sich nur in eingeschränktem Umfang planen.

Bei Jaan und seinen beiden Jagdkameraden Andrus und Lauri hatte ich vom ersten Moment an den Eindruck, dass sie allesamt den Erfolg des Jagdgastes ebenso sehr als ihren eigenen Erfolg bewerteten. Das ist eine "Zusammenarbeit" auf absoluter Augenhöhe. Der Jagdgast hat ganz klar eine Bringschuld: in das gemeinsame Unternehmen "Jagdreise " muss er Verhaltensweisen einbringen, die diesem Ziel dienen. Ganz banal gesagt, er muss in der Lage sein, auch unter etwas schwierigeren Bedingungen nicht nur zu schiessen, sondern auch zu treffen (!). Auf Biber in Estland zu jagen, heißt, Entfernungen bis zu rund 100 Metern über den einbeinigen Zielstock zu beherrschen. Das kann man auch zuhause schon üben, auch auf dem Schießstand. Es ist nicht unbedingt sehr schwierig, aber eben anspruchsvoll.

Wenn ich mal die "Unwägbarkeiten" zusammenfasse, die auf dieser Jagdreise auftraten, so muss ich sagen, dass wir, die Jagdführer und ich als Jagdgast, insgesamt Glück hatten:  das Wetter war trocken und klar, es war nicht allzu windig, das Revier war ungestört (!)  ..ich habe in Polen auf der Drückjagd 2014  auch schon durch den Wald stromernde Pipeline-Verleger erlebt, die die Jäger und vor allem den Jagdführer (!) zur Verzweiflung getrieben haben. Der Wildbestand war von Jaan und seinen Jagdkameraden gut und realistisch eingeschätzt worden, man kann sagen, ja, es gibt Biber in Estland. Aber sie laufen einem auch nicht unbedingt auf dem Waldweg hinterher, man muss und  kann dem  ortskundigen und dort heimischen Jagdführer vertrauen, dass er sie an den entsprechenden Orten im Revier mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit aufstöbert.

Es gibt mehrere Möglichkeiten der Biberjagd: eine davon funktioniert so: der Jagdführer fährt mit dem Auto frühmorgens ab etwa eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang langsam einen Wasserlauf, z.B. einen Kanal oder Bachlauf, entlang. Unterstützt wird er von einem Beobachter und vom Jagdgast, die die Wasseroberfläche beobachten. Ein schwimmender Biber verursacht ein recht charakteristisches Wellenbild, das man auch erst einmal erkennen lernen muss. Mein erster Biber wurde auf diese Art und Weise erlegt, ich selbst hätte aber den schwimmenden Biber im Wasser nicht wahrgenommen.

Jetzt schnell und geräuscharm raus aus dem Auto...die Waffe schussbereit gemacht, und zu Fuß und flink dem rinnendem Biber den Wasserlauf entlang folgen. Wenn man Glück hat, wird der Biber am Ufer irgendwann ins Trockene wechseln, dann sitzt er eher bewegungslos auf dem Ufer, ganz nah am Wasser,  als eher einfaches Ziel. Mit dem Zielstock wird man auf eine Distanz zwischen 80 und 120 Metern zum Schuss kommen können. Man kann auch ein wenig näher pirschen, und ich habe das möglichst immer gemacht, um so auf ca. 80 Meter Schussentfernung oder weniger zu kommen. Ein Biber ist ein eher kleines Ziel.

Hat man bei dieser Jagd Pech, dann erreicht der Biber sein "Eigenheim", verschwindet darin, und ist dann weg. Man stellt sich dann vor, er taucht in seinem Bau dann auf, schüttelt sich den edlen Pelz trocken, und bekommt von seiner dort anwesenden Biber-Ehefrau einen Begrüßungskuss, einen Drink, und die heutige Biber-Zeitung...!

Die andere Methode ist eher einfacher: z.B. an einem der im Revier vorhandenen Seen werden Biber vermutet. Man pirscht möglichst geräuschlos an das Seeufer und schaut, ob ein Biber eventuell am gegenüberliegenden Ufer sitzt. Das war bei meinem Jagdaufenthalt insgesamt drei Mal (!) der Fall. Eine Garantie gibt es trotzdem nicht. Mit dem Zielstock, idealerweise mit einem Dreibein, kann man dann in relativer Entspanntheit ins Ziel gehen, ist der Biber tödlich getroffen, bleibt er entweder an Ort und Stelle liegen, oder er fällt ins Wasser. Das ist nicht weiter schlimm, weil er dann im Wasser treibt und nicht untergeht. Ist er nur angeschweißt, dann taucht er, und ist dann wohl verloren.

Meine Waffe war für die Biberjagd absolut ideal: eine Bockbüchsflinte, Kal.  7x65 R und Schrotlauf Kaliber 12, mit Handspannung und thermisch entkoppelten Läufen, mit 56er Glas und Leuchtabsehen, ist die ideale Biberwaffe! Meine BBF kenne ich gut und schieße sie mit handgeladener Munition mit äußerst guter Präzision. Die Waffe trifft, das weiß ich. Geht der Schuss vorbei, dann ist die Waffe nicht daran schuld. Wenn man aber ein solches Prachtstück sein eigen nennt, dann gibt das ein ungemein gutes Selbstbewusstsein, wenn man sich zum Schuss fertig macht… auch das hilft, das "Schussfieber" in Grenzen zu halten. Im Auto führt man die Waffe geladen, aber gebrochen, also völlig sicher. Beim Verlassen des Fahrzeugs ist die Kipplaufwaffe schnell völlig geräuschlos geschlossen, und dank Handspannung immer noch völlig sicher! Der Spannschieber wird erst geschoben, wenn man auf dem Zielstock in Schussposition ist. Besser und angenehmer -für Jagdführer und auch für den Schützen-! geht es nicht.

Man kann auch den Schrotlauf gut brauchen: es gab eine Situation, in der ich an einem Kanal auf einer Leiter ansaß, und ein Biber herangeschwommen kam. Der Jagdführer beobachtete die Szene von einem anderen Hochsitz in naher Entfernung aus. Ich wartete, bis eine Entfernung von knapp 20 Metern erreicht war, und schoss dann über das ZF mit dem Schrotlauf. Auch das funktioniert, aber man muss unbedingt mindestens 5,5 oder gar 6 mm Schrotdurchmesser laden...4mm ist nicht ausreichend. Dafür ist ein Biber deutlich zu schusshart! Das erwartet man zunächst von einer so großen Maus nicht unbedingt.

Noch ein paar Worte zu Estland: ein faszinierendes Land, sehr viel Natur und jede Menge "Gegend". Mein estnischer Jagdführer Jaan und ich haben uns von Anfang an prima verstanden. Gemeinsam verfolgten wir den Jagderfolg, und ich verließ mich auf seine Revierkenntnis und Führungserfahrung, er sich auf mich und dabei auch besonders auf meine Waffenbeherrschung. Insgesamt läuft alles auf diesen Augenblick hinaus: der Jagdführer gibt sein Bestes, das Ziel ist im Visier. Nun muss der Jagdgast seine Schießfertigkeit unter Beweis stellen. Wenn der Jagdgast nicht schießen kann, oder eben alle oder die meisten, wertvollen Gelegenheiten "verpatzt", dann ist das nicht so sehr erstrebenswert.......!!!

Jaan machte mit mir einen Ausflug zu einem hochinteressanten geschichtlichen Museum nach Paide und widmete sich mir am Abreisetag zu einer ausführlichen Stadtführung von Tallinn. Dabei wurde deutlich, dass die Esten 1989/1990 wirklich eine Art "Wiedergeburt" ihrer kleinen, aber stolzen und entwicklungswilligen Nation erlebten. Eine Erfahrung, die , denke ich , noch intensiver und zentraler ausfiel, als unsere Erfahrung unserer deutschen Wiedervereinigung, denn die Esten erlebten damals eine Befreiung des gesamten Landes und einen Neubeginn als Nation in einem freien Europa.

Es war eine phantastische Jagdreise, und ich danke meinem Jagdführer Jaan und seinen beiden Jagdkameraden Andrus und Lauri aus ganzem Herzen..!!

Michael S.                                                                                                                                  Info: Biberjagd in Estland
4.2016
 

Anmerkung: Herr S. konnte fünf Biber erlegen.

Biberjagd in Estland
Biberjagd im Baltikum
Strecke Biberjagd