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Globus Jagdreisen
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Testjagd auf Tauben in England

3 Reviere in Norfolk

Natürlich würden wir von GLOBUS Jagdreisen gern nur Jagdberichte mit herausragenden Erlebnissen, hohen Strecken oder kapitalen Trophäen veröffentlichen. Das könnten wir auch. Es würde aber unserem Anspruch an unsere Rubrik „Jagdberichte“, eben ehrlichen Berichten über Jagden, wie sie vorkommen, nicht entsprechen. Nicht alle Jagden laufen wie geplant, bringen immer reiche Beute oder einzigartige Erlebnisse. Dem sind auch Jagdreisende, sofern sie auf frei lebendes Wild jagen, ausgesetzt. Aber macht nicht gerade das den Reiz der Jagd aus?

Hier der Bericht eines unserer Tauben-Testjäger:

Ausgeschrieben waren vier Tage Testjagd auf Tauben in England bei zwei verschiedenen Veranstaltern. Kurzfristig wurde an dem Tag zwischen den jeweils beiden Jagdtagen, der dem bequemen Verlegen zwischen den immerhin gut 200km voneinander entfernt liegenden Gebieten dienen sollte, noch ein fünfter bei einem dritten Anbieter angesetzt. Das kam uns drei passionierten Taubenjägern zwar entgegen, lies die Woche aber straff vollgepackt sein. Aber der Reihe nach:

Am Freitag fuhren wir aus Norddeutschland früh morgens los und erreichten am Vormittag Calais, wo wir pünktlich die vorgebuchte Fähre nach Dover erreichten. Ausgestattet mit einer detaillierten Wegbeschreibung und Kartenmaterial fuhren wir dann von Dover aus gen Norden, passierten bei starkem Verkehr den Dartforttunnel und fuhren dann weiter nach Nordosten, wo wir gegen 17 Uhr an unserem Ziel bei Ipswich nahe der Küste ankamen. Unser Quartier war in einem alten, renovierten Bauernhaus, das den angenehm ländlichen Charme eines Jagdhaushaltes ausstrahlte. Nach einem sehr guten Abendessen und Gesprächen über die Taubenjagd saßen wir noch im Wohnzimmer und schauten zur Einstimmung Taubenjagdvideos.

Der erste Jagdtag brachte kaltes, aber sonniges Wetter. Wir fuhren mit dem mit Taubenjagdutensilien vollgepackten Pickup des Jagdleiters los und suchten die Tauben. In dem zunächst besuchten Revierteil nahe einer Schweinefarm zeigten sich kaum Tauben. Wir fuhren dann in ein etwa 20 km entferntes Gebiet und dort über die Felder. Hier sahen wir überall Tauben streichen und als wir eine vermeintliche Fluglinie und viele hundert Tauben auf einem Feld ausmachten, wurde dort der erste Schirm aufgebaut, Plastiklocktauben mit angelegten und offenen Schwingen ausgelegt und ein Taubenkarussel mit zwei toten Tauben installiert. Dabei wurde die Windrichtung berücksichtigt und der Schirm sorgfältig verblendet. Mit Sitzstock, Lunchpaket und reichlich Patronen war ich voller Erwartung. Kaum dass der Wagen das Feld verlassen hatte, kamen zwei Tauben und flogen über die Locktauben auf meinen Schirm zu. Eine konnte ich erlegen, wie sie mich in Richtung der Bäume hinter mir überflog. Das ging gut los.

Ich konnte dann noch zwei, drei Tauben in der nächsten Stunde erlegen und sah sehr viele Tauben in weiter Entfernung streichen, aber auf meine Locktauben wollten sie nicht so recht einfallen. Auch Tauben, die das Lockbild zunächst ansteuerten, wollten nicht einfallen und strichen außer Reichweite vorbei. Als der Jagdleiter nach anderthalb Stunden wieder vorbei kam und sich erkundigte, meinte er, dass vielleicht das Karussell stören würde und wir bauten es ab. Aber auch dann wollten die Tauben nicht bei mir einfallen. Ich konnte noch ein paar vorbeistreichende und die Bäume annehmende mit weiten Schüssen (und etlichen Fehlschüssen) erlegen, aber es blieb an dem Tag bei zehn Tauben, obwohl ich sicherlich hunderte gesehen habe. Den Freunden erging es ähnlich.

Am nächsten Tag war es nicht anders. Wir jagten in einem anderen Gebiet, wo ebenfalls viele Tauben flogen und auf den frisch gedrillten Feldern saßen. Nachdem ich vom ersten Stand in anderthalb Stunden nur drei Tauben erlegt hatte, kam der Jagdleiter und brachte mich in einen anderen bereits mit Lockbild aufgestellten Schirm. Dort erlegte ich weitere drei Tauben und konnte während der ganzen Zeit sehr viele Tauben über einem entfernten Wald streichen sehen. Von dort flogen sie in Richtung der Felder, aber eben nicht auf die Locktauben. Man beginnt dann auch auf Tauben zu schießen, die am Rande der Reichweite vorbei streichen. Dadurch gelingen einem spektakuläre Treffer, aber gleichzeitig verschlechtert sich auch die Trefferquote. Den Freunden ergeht es ähnlich und wir legen abends zu dritt knapp vierzig Tauben zur Strecke.

Aus dem Stand konnte ich ständig Fasanen und Hasen beobachten, die sich nach der „game season“ offenbar sehr sicher fühlten und über die offenen Felder liefen. Auch Rehe kamen in Anblick, einmal sogar ein Muntjak. Am späten Nachmittag setzte auf meinem Feld ein Gänsestrich ein, wie ich ihn selten gesehen habe. Vom Meer aus strichen die Vögel in kleinen Scharen knapp über die Bäume heran und bald saßen einige hundert auf der Saat. Gern hätte ich mich unter den Bäumen angestellt, aber sie hatten keine Jagdzeit mehr. Im Herbst soll man hier aber solche Jagden machen können. Auch Buschier- und Treibjagden sowie Stöberjagden auf Schnepfen werden arrangiert. Das Biotop scheint ideal zu sein.

Resümee der beiden Tage bei Ipswich: gutes Quartier, sehr gute Verpflegung, sehr viele Tauben, sehr gute Organisation und ein sehr einsatzfreudiger und engagierter Jagdleiter mit bester Ausrüstung. Das Verhalten eines der letzten wirklichen Wildvögel konnte er nicht beeinflussen. Es war kalt, aber sonnig und etwas windig. Vielleicht war es zu kalt und die Tauben noch in zu großen Flügen, vielleicht war das Wetter zu gut? Wir wissen es nicht.

Abends verlegen wir 100km nord-westlich in ein kleines Dorf bei Norwich, wo wir in einem sehr gemütlichen Pub untergebracht sind. Wir kommen spät an, erhalten aber noch ein leckeres Abendessen und gehen nach einem Bierchen an der Bar ins Bett. Nach einem typisch englischen Frühstück treffen wir den Jagdleiter um 8:30h vor dem Haus. Es gab Nachtfrost, aber langsam kommen die ersten Sonnenstrahlen durch und wärmen im Windschatten. Mir wird der Neffe des Jagdleiters als Führer zugeteilt und wir fahren nur drei km weit an einen braunes Feld, in das vor ein paar Tagen Saat eingebracht worden ist. Es ist keine Taube zu sehen, aber Stuart sagt, er hätte hier gestern viele gesehen und sie kämen wieder. Wir bauen den Schirm an einem Knick auf, den Wind im Rücken und das Lockbild davor. Heute sind es nur ein Dutzend Plastiktauben und ein Karussel. Stuart lässt mich allein und ich richte mich ein. Mit dem Fernglas leuchte ich die Umgebung ab und sehe auf vielleicht 800 Meter über einem Bruchwald einige Tauben fliegen und in den Bäumen sitzen.

Fast übersehe ich die erste einfallende, kann sie aber mit dem zweiten Schuss weit hinter den Locktauben treffen. Ich bleibe sitzen wie mir aufgetragen ist. Plötzlich streichen weitere Tauben von weit her heran und auf mich zu. Einige drehen ab und streichen vorbei, aber zwei kommen doch in Schussentfernung und ich erlege eine, fehle die andere. Da sie gegen den Wind anfliegen, reicht ein Flügelschlag und sie drehen pfeilschnell mit dem Wind ab. Ohnehin erscheinen sie sehr aufmerksam und ich bleibe bis zum letzten Moment in der Deckung, spähe nur durch das Tarnnetz. Ohne Tarnbekleidung, Handschuhe und Kopfhaube geht nichts, zumal ab Mittag auch die Sonne auf den Schirm steht.

Ich komme immer wieder auf Tauben zu Schuss und sehe eigentlich ständig welche. Auch als auf dem Nachbarfeld ein Bauer zu drillen beginnt, streichen sie weiter. Erlegte Vögel platziere ich zwischen den Locktauben und so allmählich füllt sich das Bild. Ich schieße heute etwa 1:2, aber Doubletten gelingen mir nicht. Stuart erkundigt sich mehrmals telefonisch  wie es läuft und belässt mich in dem Stand. Zwischendurch lasse ich mir die wirklich erstklassigen Sandwiches mit Ei und Speck aus dem Pub schmecken. Am Nachmittag liegen 37 Tauben und ich habe das Gefühl, den ganzen Tag in Action gewesen zu sein. Den Freunden ergeht es ähnlich, sie haben 15 und 22 Tauben erlegt. Wie wir erfahren, passable Ergebnisse dieses Frühjahr, denn auch hier sind zwar sehr viele Tauben zu sehen, aber sie sind sehr vorsichtig und fallen nicht so bedingungslos auf die Locktauben ein, wie wir es schon früher erlebt haben.

Das Resümee für diesen Jagdtag bei Norwich muss sein: sehr gemütliche und typisch englische Unterkunft, gutes Essen, sehr nette und engagierte Jagdführer, gute Organisation und Ausrüstung. Es wirkt weniger kommerziell. Die Strecke ist, obwohl es auch hier nicht der große Tag war, passabel, was aber für die Beurteilung allenfalls sekundär sein soll. Hier hätten wir gern noch einen zweiten Tag gemacht, aber der Plan sieht die Verlegung in die Umgebung von Oxford vor.

Der Jagdleiter bei Oxford bezeichnete sich selbst als „the best pigeon guide in the UK“ und dem sollen wir auf den Grund gehen. Wir kommen spät abends beim Haus des Jagdleiters an und er bringt uns in eine 5 km  entfernte Pension. Es handelt sich um ein erst kürzlich sehr geschmackvoll und modern renoviertes Bauernhaus mit sehr gut ausgestatteten Zimmern. Leider hat es außer einer kleinen Halle, in der das Frühstück eingenommen wird, keinen Aufenthaltsraum, wo man abends noch beim Bier zusammen sitzen könnte.

Am nächsten Morgen das englische Frühstück mit Ei, Würstchen, Speck, Tomate, Bohnen und Toast. Anstatt der versprochen schönen Aussicht herrscht Nebel! Das wäre für die Taubenjagd nicht gut. Wir treffen den Jagdleiter um 9 Uhr und fahren in ein eine halbe Stunde entferntes Gebiet. Der Nebel hat sich gelichtet und die Sonne kommt hervor. Es geht ein mittlerer Wind. Zunächst sind keine Tauben zu sehen, als wir aber an ein Feldgehölz fahren, werden aus den Bäumen weit über hundert Tauben hoch. An dem Knick zum benachbarten Feld wird der erste Schirm errichtet, Locktauben und das Karussel aufgestellt. Wir werden nochmal ermahnt, in der Deckung zu bleiben und auch erlegte Tauben zunächst liegen zu lassen. In dem etwa 10cm hohen Raps wären sie ohnehin kaum zu sehen. Hinter meinem Stand befindet sich in 150m Entfernung eine Pferdekoppel und es dauert auch nicht lange, bis dort jemand erscheint und sich mit den Tieren beschäftigt. Das hemmt mich etwas in der Bewegungsfreiheit und ich möchte mich auch ungern zu erkennen geben. Als dann aber die ersten Tauben anstreichen, schieße ich doch und kann auch gleich einzelne erlegen. Dann wird es aber ruhig bei mir und ich kann Tauben nur noch auf einige hundert Meter beobachten, wie sie einen Knick entlang ziehen und in weit entfernte Bäume einfallen.

Bei einem meiner Freunde knallt es aber regelmäßig. Mit dem Fernglas erkenne ich, dass ständig Tauben in die grobe Richtung streichen, wo sein Stand sein muss. Nun ja, ich gönne es dem Freund, aber nach zwei, drei Stunden mit geringem oder keinem Anflug wird man doch etwas unruhig. Gegen Mittag kommt der Guide. Ich habe mit sechs Schuss fünf Tauben erlegt. Wir verlegen meinen Stand in die Nähe der Bäume, in die ich so viele Tauben habe einfallen sehen. Dort stehen auch viele Tauben auf, kommen aber leider nicht wieder. Ich kann am Nachmittag noch weitere fünf Tauben erlegen, darunter wieder einige weite Schüsse bei nur wenigen Fehlschüssen. Meine Freunde hatten besseren Anflug und konnten 28 Tauben mit 75 bzw. 22 mit  56 Patronen erlegen.

Nach so einem Tag im Taubenschirm ist man, obwohl man sich nicht viel bewegt, doch müde und wir gehen nach einem schnellen Abendessen in der Stadt relativ früh ins Bett. Am nächsten Morgen sind wir schon um 8 Uhr verabredet, da wir eine gute Stunde weiter südlich bei Andover jagen wollen.  

Die Landschaft bei Andover ist leicht hügelig und parkartig. Landwirtschaftliche Felder wechseln mit Wiesen, Knicks und Feldgehölzen. Schon bei der Anfahrt sehen wir viele Tauben und auf zwei Feldern sitzen hunderte! Wir treffen den gamekeeper vor Ort und nach einer kurzen Erkundungsfahrt errichten wir Schirme und stellen die Lockbilder auf. Mein Stand ist direkt an einem Waldrand mit hohen Bäumen. Der Wind kommt von links, so wird das Lockbild etwas versetzt aufgebaut, so dass die gegen den Wind einfallenden Tauben direkt vor dem Schirm kommen müssten. 500 Meter gegenüber ist ein weiterer Wald und dort sehe ich fast ununterbrochen sehr viele Tauben fliegen. Sie überfliegen den Wald und streichen dann auf die Felder. Die Hauptrouten führen links und rechts an meinem Stand vorbei. Ich spekuliere durch das Tarnnetz und denke, dass es ein großer Tag werden muss. So viele Tauben, ein gut getarnter Stand, gutes Lockbild mit Bewegung. Alles müsste passen. Aber die Tauben! Sie überfliegen das Feld, scheinen die Locktauben zu sehen, schwenken etwas ein, fliegen aber ihre Richtung weiter und vorbei. Einzelne, mittlere und große Flüge. Mich können sie nicht gesehen haben. Ich verändere das Lockbild etwas, schalte das Karussel ab, aber es ändert sich nichts. Die Tauben kommen nicht rein. Ich erlege zwar die eine oder andere am Rand der Reichweite vorbeistreichende, aber es sind auch Glückstreffer bei einigen Fehlschüssen. Dann scheinen einzelne Tauben hinter mir in den Randbäumen einzufallen und ich schieße auf sie wie sie abfliegen.

Ab Mittag stellt der Jagdleiter meine Freunde zusammen in einen Stand auf eine Lichtung in den Wald, über dem ich so viele Tauben streichen sehe. Sie stehen in einem Schirm, haben aber kein Lockbild. Die Tauben streichen in beträchtlicher Höhe ständig über sie hinweg. Sie kommen laufend zu Schuss, aber eben nur auf Tauben zwischen 30 und 45 Metern Höhe. So gehen viele Schüsse vorbei, aber die Treffer sind  natürlich beeindruckend. Am späten Nachmittag haben sie weit über hundert Schuss abgegeben und es können im Wald hinter ihnen 28 Tauben aufgesammelt werden. Keine gute Quote, aber sie hatten viel Spaß. Ich habe acht Tauben mit etwa 25 Schuss und bin nicht gerade euphorisch.

Das Resümee für die Jagd bei Oxford und dem selbsternannten „besten Taubenjagdführer Englands“ muss sein: er verfügt über sehr viel Jagdfläche, ist gut ausgerüstet und engagiert, kocht aber auch nur mit Wasser. Es gibt sehr viele Tauben in seinem Gebiet, aber wenn die Tauben nicht hungrig zu sein scheinen, oder die Locktauben nicht anfliegen, kann auch er nichts viel machen.

An sich soll die Zeit Februar, März und April sehr gut für die Taubenjagd sein und die Strecken dementsprechend höher, aber dieses Jahr ist es noch recht kalt gewesen und die Vögel in großen Schwärmen. Die Kröpfe der erlegten Tauben waren überwiegend leer. Wir haben sehr, sehr viele Tauben in allen drei Gebieten gesehen, hatten engagierte, gute ausgerüstete Guides, aber wenn die Tauben die Lockbilder nicht richtig annehmen, lassen sich schwer gute Strecken erzielen. Das ist Natur und dafür kann niemand etwas. Wir kehren von dieser Reise zufrieden und mit vielen Eindrücken zurück. Alles war gut organisiert und wir würden gern in dem einen oder anderen Gebiet nochmal im Sommer (Juli, August, September) jagen. Wir jagen schon viele Jahre passioniert auf Tauben und wissen, dass man einige Jagdtage machen muss, um einen richtig guten bzw. streckenreichen zu erleben. Dafür müssen einige Faktoren zusammen kommen, wobei man das Wetter und das Wild eben nicht beeinflussen kann. Das muss ein Taubenjäger akzeptieren können. Für uns ist das kein Problem, die Grundvoraussetzungen haben hier gestimmt.

Tobias B.                                               Info: Taubenjagd in England

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