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Globus Jagdreisen
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Drückjagd in Polen

Sauen und Rotwild im Treiben

Die meisten von uns hatten schon ein paar Jagdreisen zur Rehbock- und Hirschjagd nach Polen unternommen und wenn man abends zusammensitzt geht es früher oder später darum, was man mal wieder unternehmen könnte. Ja, eine Drückjagd mit der Freundesgruppe gefiele wohl jedem, aber so recht entscheiden und, was wohl noch schwieriger war, alle unter einen Hut zu bekommen, hatte bisher nicht geklappt. Als ich dann eines Tages im November auf der Internetseite von Globus Jagdreisen unter „Sonderangebote“ eine Drückjagd fand, die für Anfang Januar zu einem stark reduzierten Grundpreis angeboten wurde, rief ich ein paar Freunde an und schnell hatten wir zumindest schon mal acht Zusagen. Wenigstens zehn sollten es sein, aber die würden wir bei dem Preis auch noch finden. Anfängliche Bedenken hinsichtlich des Termins, Angang Januar, die dritte Jagd, weniger Wild etc. wurden von Herrn Brockmann zerstreut, denn die Januarjagd hätte meistens die besten Ergebnisse gebracht. Die Stammgruppe hatte kurzfristig abgesagt.

Am zweiten Januar mittags fuhren wir, nun zu zehnt, in vier Pkws bei Dauerregen nach Polen. Die Anreise über mittlerweile gut ausgebaute Straßen in Polen verlief reibungslos und schnell. Pünktlich zum Abendessen trafen alle in dem Jagdhaus der Oberförsterei Lutowko, nord-östlich von Pila, ein. Beim Abendessen vor dem lodernden Kamin wurden die Jagdtage mit dem Jagdleiter besprochen. Geplant waren drei Jagdtage, zwei in der Nähe des Jagdhauses, einer im entfernten nördlichen Teil des 22.000 Hektar großen Reviers. Da es am nächsten Morgen um 7:30 Uhr losgehen sollte, wurden wir nach der einen oder anderen guten Flasche Wein gegen 23:00 Uhr vom Jagdleiter ermahnt, doch ins Bett zu gehen, denn wir sollten fit sein …

Am nächsten Morgen erwarteten uns bei trockenem Wetter auf dem Hof gut 15 Treiber mit sechs Hunden, ein sehr komfortabler Schützenwagen („Bonanza“), ein Wildwagen und der Jagdleiter, der in seiner Ansprache nochmal auf die Sicherheit, den Ablauf und die Freigabe einging. Neben Schwarzwild wurden auch Rot- und Damkahlwild, weibliches Rehwild und geringe Rothirsche freigegeben. Jeder zieht eine Standkarte über die die Stände nach einem Nummernsystem vergeben werden. Im ersten Dämmerlicht saßen wir auf dem Wagen und kaum dass ausreichend Büchsenlicht war, standen wir auf den ersten Ständen des Tages. Die Stimmung ist immer eine Mischung aus Aufregung, Vorfreude und Anspannung. Schon bald waren die Treiber und Hunde in der Entfernung zu hören. Hier und da ein kurzer Hetzlaut, aber der erste Schuss blieb noch aus. Sauen und Rotwild waren im Treiben, kamen aber keinem Schützen passend. Kaum dass die Treiber durch waren, kam auch schon der Wagen und sammelte uns wieder ein. Nach fünfminütiger Fahrt wurde das nächste Treiben abgestellt. Neues Treiben, neuer Stand, neue Spannung für jeden. Und dann fielen auch die ersten Schüsse; zunächst auf der anderen Seite zwei, dann plötzlich zwei Stände neben mir und dann wieder einer auf der anderen Seite. Als die Treiber bei mir, der ich vor Kopf stand, ankommen, höre ich auch schon die Wagen ankommen. Auf dem Wildwagen liegt ein Rotkalb und ein Frischling und bei meinem übernächsten Nachbarn können wir einen Überläufer aufnehmen. Strahlende Gesichter bei den Schützen und lebhafte Berichte in dem rumpelnden Wagen, wie wir zum nächsten Treiben fahren.

Jetzt wird eine gegatterte Eichenanpflanzung getrieben. Ich stehe als einziger Schütze auf der Feldseite. Der Wind steht ins Treiben und ich rechne mir nicht allzu viel aus, obwohl zwanzig  Meter neben mir der Zaun hochgeschoben ist und ein ausgetretener Wechsel hinein führt. Die Treiber und Hunde sind schon zehn Minuten in dem vielleicht 15 Hektar großen Gatter, als auf der Waldseite Schüsse fallen. Fünf Schüsse in schneller Folge und dann noch zwei einzelne. Dort scheint eine Rotte zwischen zwei Schützen gekommen zu sein. Ich ziehe mir gerade den Kragen hoch, denn es wird kalt in dem Wind, als ich eine Bewegung links von mir im Gatter bemerke. Und schon sehe ich schnell anwechselndes Schwarzwild. Vorweg eine starke Bache, dann zwei Überläufer und hinterher zwei Frischlinge. Sie flüchten direkt auf die hochgedrückte Stelle im Zaun zu und wollen das offene Feld annehmen. Wie sie den Zaun hinter sich haben, werden sie richtig schnell, aber auf dem freien Feld habe ich viel Platz. Zunächst erlege ich einen Frischling auf dreißig Meter und fehle den Zweiten, treffe ihn aber mit dem dritten Schuss und kann dann noch einen Überläufer auf fünfzig Meter strecken. Mit erhöhtem Puls lade ich schnell nach, aber es kommt nichts mehr. Der Ansteller holt mich mit herzlichem „Darz Bor“ ab. Auf der anderen Seite sind drei Sauen gefallen, in diesem Treiben also sechs Stück. Das Wild wird sofort aufgebrochen und auf den Wildwagen gehängt. Unterwegs zum nächsten Treiben erfahre ich, dass auf der anderen Seite eine starke Rotte kam, die aber im angrenzenden Hochwald schwerer zu beschießen war. Mehrere Stücke Rotwild wurden ebenfalls gesehen.

Das vierte Treiben ist ein kleines Moor. Ich stehe auf dem Rückwechsel, von dem aus die Treiber losgehen. Schon bald geben die Hunde Laut und wenig später fällt an der Flanke erst einer und dann noch zwei Schüsse, zwei mit gut vernehmbarem Kugelschlag. Ich kann die Treiber nicht mehr hören, stehe völlig still und spähe in das Treiben. Plötzlich sehe ich eine rote Bewegung und erkenne sechs Stück Rotwild, die, geführt von einem Alttier, sehr vorsichtig und immer wieder verhoffend, im Treiben zurückwechseln. Sie kommen mir auf sechzig Meter und wie das Alttier hinter ein paar Bäumen ist, schlage ich an. Trotzdem haben sie etwas mitbekommen und verhoffen sofort. Das aber gibt mir die Chance für den Schuss auf ein Kalb am Ende des Rudels. Ich meine, es zeichnen gesehen zu haben, aber es springt mit dem Rudel ab. Als ich abgeholt werde, gehen wir zum Anschuss. Es liegt hellroter Schweiß und wir können die Fährte gut halten. Nach sechzig Metern liegt das Kalb mit dem Schuss etwas hinter dem Blatt und ich bin erleichtert.

An der Seite des Treibens sind über dreißig Stück Rotwild gekommen und ein Kalb und ein Schmaltier liegen. Auf der anderen Seite wurde ein Rudel Damwild gesehen und ein paar Sauen sind unbeschossen entkommen. Dann geht es zum Mittagessen. Dafür beziehen wir einen Unterstand im Wald, vor dem ein ordentliches Lagerfeuer prasselt. Es gibt Suppe mit Würstchen und Brot. Die Würstchen sind etwas fettig, schmecken aber herrlich. Dazu gibt es nichtalkoholische Getränke und Kaffee. Am Feuer wärmen sich Schützen und Treiber auf, Zigaretten machen unter den wenigen Rauchern die Runde. Hier könnte man es noch lange aushalten, aber der Jagdleiter mahnt schon wieder zum Aufbruch. Eigentlich liebe ich es so: den ganzen Tag über flott jagen und die Zeit nutzen, denn dazu sind wir schließlich hier.

Das erste Treiben am Nachmittag bringt viel Anblick aber leider nur zwei Fehlschüsse. Das Rotwild versteht es vortrefflich, sich aus der Affäre zu ziehen. Geführt von einem erfahrenen Leittier, das den Zauber offenbar kennt, verlassen sie das Treiben an der (für uns) ungünstigsten Stelle oder stehen so dicht beisammen, dass man nicht schießen kann. Im nächsten Treiben ist Damwild, aber auch das ist schlau und stiehlt sich davon. Im siebten Treiben des Tages ist wieder Musik: das Hundegeläut geht hin und her, hier und da fallen einzelne oder Doppelschüsse. Neben mir überfällt auf vierzig Schritt ein Überläufer den Weg, aber ich werde nicht fertig, da ich ihn auf dem nassen Boden vorher nicht gehört habe. Dann sehe ich eine Bache mit zwei Frischlingen im Treiben, die auf meinen Nachbarn zuzieht. Ich gebe ihm ein Zeichen, aber er hat sie schon gesehen und ist im Anschlag. Wie die Stücke über den Weg flüchten, roulliert der letzte Frischling im Knall. Ein herrliches Bild! Ich freue ich sehr mit ihm, denn es ist sein erstes Stück heute. In diesem Treiben sind ein Stück Rotwild und drei Sauen gefallen.

Im letzten Treiben des Tages steckt wieder Rotwild, aber bis auf einen Fehlschuss auf einen Fuchs bringt es nichts. Wie wir von dem letzten Treiben abgeholt werden, bricht das Licht bereits und wir kommen im Dunkeln beim Jagdhaus an. Heute sind in acht Treiben elf Sauen und fünf Stück Rotwild gefallen. Alle hatten guten Anblick und Chancen, wenngleich auch nicht jeder etwas erlegt hat. Die Strecke wird stilvoll mit Grün und loderndem Feuer vor dem Haus gelegt, die Brüche überreicht und für die gute Organisation und Einsatz sowie für vorsichtiges Schießen gedankt. Danach ziehen wir uns für eine heiße Dusche auf die Zimmer zurück, um dann später bei ersten „Erfrischungsgetränken“ im Kaminzimmer auf das Abendessen zu warten und über den Jagdtag zu reflektieren. Später am Abend und nach ein paar Gläsern guten Rotweins wurden dann auch die Sauen immer schneller und die Schüsse spektakulärer …. aber auch das gehört zu so einer Jagd.

Am nächsten Tag jagen wir im Nordteil des Reviers. Die zwanzigminütige Anfahrt machen wir, um Zeit zu sparen, mit unseren Autos. Die Bonanza und die Treiber warten bereits in der dortigen Försterei auf uns. Heute soll mehr Rotwild vorkommen und auch das Gelände ist ganz anders als am Vortag: es ist kupierter, hat mehr anmoorige Stücke und Schilfpartien, die sich an einem Fluss entlang ziehen. Es kommt Rot- und Schwarzwild im Treiben vor. Das Rotwild bringt sich in gewohnter Manier in Sicherheit und ich fehle eine Sau auf sechzig Schritt zweimal völlig unerklärlich, wie sie aus dem Schilf herauskommt und eine Freifläche überfällt. Eigentlich hatte ich sie schon im Rucksack …. keine Ahnung, was ich da gemacht habe.

Bis zum Mittagessen machen wir wieder vier Treiben. Im zweiten kommt mein Nachbar dreimal zu Schuss und kann zwei Sauen erlegen. Eines davon ein starkes Stück, dass sich aber hinterher als Bache herausstellt. Zur Mittagspause hängen drei Sauen und ein Schmaltier auf dem Wildwagen, ein Eissprossenzehner wurde leider gefehlt. Die Suppe schmeckt bestens und das Feuer spendet wohlige Wärme. Aber lange halten wir uns wieder nicht auf. Bis zum Abend machen wir weitere vier Treiben und bringen insgesamt drei Stück Rotwild, eine Ricke und sechs Sauen an diesem Tag zur Strecke. Heute wurden über hundert Stück Rotwild gesehen und der eine oder andere denkt über eine herbstliche Kahlwildjagd nach, die nach Angaben des Revierförsters gute Strecken bringen sollen. Bei einer Drückjagd mit zehn Schützen sei es schwieriger zu kriegen.

Vom dritten Jagdtag ist mir besonders das letzte Treiben in Erinnerung geblieben: getrieben wurde ein großer Dickungskomplex, den auf der einen Seite eine kleine Wiese von einem Sumpf und auf der anderen Seite zwei kleinere Teiche von einem Buchenaltholz trennten. Schon beim Angehen waren überall frisch gebrochene Stellen zu sehen und an jedem Stand roch es förmlich nach Sauen. Ich wurde als letzter in der Reihe angestellt und stand am Rande des Buchenaltholzes, das Gelände leicht hügelig und vor mir auf zwanzig Meter die zwei Teiche, an deren Seiten stark ausgetretene Wechsel an meinem Stand vorbei führten. Kaum ging das Treiben los, kamen Treiber und Hunde auch schon an Wild. Kurz darauf fielen auf der anderen Seite mehrere Schüsse und dann kam eine Bache mit fünf Frischligen an der Seite des linken Teiches auf mich zu. Ich will warten, bis sie dichter kommen, da stößt mich der Jagdleiter, der auf meinem Stand geblieben ist, an und macht mich auf drei Überläufer aufmerksam, die im selben Moment an der Seite des rechten Teiches kommen. Da verhofft auch schon die Bache und die Frischlinge stehen so dicht zusammen auf dreißig Meter, dass ich nicht schießen kann. Also wende ich mich den Überläufern zu, die aber auch abdrehen wollen, und kann gerade noch den letzten fassen, der nach ein paar Schritten dann liegt. Jetzt knallt es auch vor Kopf, dort, wo die Sauen über die Wiese ins Moor wollen. Wir zählen vier Schuss. Dann sehe ich, für mich nicht erreichbar, sechs Sauen hinter dem Teich zu meinem Nachbarn flüchten, der im Buchenaltholz gutes Schussfeld hat. Da er überriegelt ist, hören wir zwar seine Schüsse, sehen aber nicht was passiert. Da kommt eine einzelne Sau hochflüchtig am Teich entlang auf uns zu und will uns auf fünfunddreißig Meter passieren. Ich schwinge mit, halte etwas vor und die Sau roulliert zweimal, schlägt gegen einen Baum und bleibt liegen. Der Jagdleiter klopft mir auf die Schulter, sagt etwas wie „gut schießen“ und mahnt weiter zur Aufmerksamkeit. Wieder fallen auf der anderen Seite Schüsse. Dann prasselt es in der Dickung und eine Bache mit drei oder vier Frischlingen zieht am Rande der Dickung an dem Teich entlang. Die Böschung bietet Kugelfang und ich kann einen der Frischlinge erlegen. Dann ist das Treiben zu ende.

Mein Nachbar im Buchenaltholz konnte zwei Sauen erlegen, auf der Wiese zum Moor liegen zwei Sauen und eine dritte liegt im Graben hinter der Wiese. Auf der Flanke fiel ein Überläufer und ein Frischling sowie ein kleiner Keiler, auf den allerdings noch zwei Fangschüsse abgegeben worden sind. Ein paar Fehlschüsse kamen natürlich auch vor, aber tragen zur Stimmung trotzdem bei. In diesem Treiben sind elf Sauen gefallen. Der Jagdleiter schmunzelt, als hätte er das gewusst und dieses Treiben ganz bewusst als letztes gewählt.

Heute sind fünfzehn Sauen und ein Stück Rotwild gefallen. Vor dem Jagdhaus wird wieder die Strecke gelegt, dann die Stücke vor der Kühlzelle verwogen. Einige fahren direkt nach dem Streckelegen nach Hause, andere stärken sich noch bei Kaffee und Sandwiches, bevor sie die Heimreise antreten. Alle sind erfüllt von den vielen Erlebnissen und den drei herrlichen Jagdtagen im Kreise der Freunde. Der eine hat mehr, der andere weniger geschossen, aber alle hatten jeden Tag guten Anblick und Chancen. Einstimmig müssen wir die erstklassige Organisation der Jagd loben. Acht Treiben pro Tag, in jedem Wild und von morgens bis abends hoch motivierte Treiber sind schon bemerkenswert. Wie ich es so raushöre, hätte der Jagdleiter eine noch bessere Strecke erwartet, und das wäre auch sicherlich möglich gewesen, aber nicht jeder Schütze verwandelt alle Chancen oder trifft immer ….  „ das ist Jagd“, wie der Pole sagt.

Tobias K.                                      

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