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Steinbockjagd in Kirgisien

Die Krone der Bergjagd

Die Bergjagd fasziniert mich seitdem ich sie das erste Mal in den Alpen erleben durfte und ihr Reiz hat mich einige Reisen nach Oberbayern, Österreich, die Schweiz und sogar nach Nordamerika unternehmen lassen. Es ist wohl die Kombination sportlicher Anstrengung, herrlicher Landschaft und dem daheim in Norddeutschland nicht vorkommenden Wildarten, die immer wieder lockt. Mit Robert, Freund und zufällig Reviernachbar, hatte ich einen Gleichgesinnten gefunden und auch er suchte nach einer jagdlichen Herausforderung. So kam es, dass wir uns nach einigen Vorgesprächen in Dortmund mit einem Veranstalter für Jagden in Kirgisien trafen und schnell einig wurden. Einig darüber, nicht die Standartjagd, sondern eine Art Expedition in einen entlegenen Winkel Kirgisiens im Tien Shan zu unternehmen, wo es, so wurde uns versichert, kapitale Steinböcke geben sollte. Zeigen könnte er sie uns, aber ob wir sie bekommen würden, läge an uns bzw. unserer Kondition, denn das Gelände wäre steil und das Jagdgebiet zwischen 3.000 und 4.500 Metern. Das hörte sich gut an!

Die Anreise
Ende Juli flogen wir über Moskau nach Bishkek, der Haupstadt Kirgisiens, wo man morgens früh ankommt. Die Stadt liegt auf 1.700 Metern und vom Flughafen aus erblickt man bereits über 5.000 Meter hohe Berge. Nach problemlosen Einreiseformalitäten ging es mit zwei Geländewagen den ganzen Tag gen Osten nach Karakol und von dort über unbefestigte Paßstraßen in 3.800 Metern Höhe gen Süden. Als die Geröllpiste kaum noch fahrbar war, erreichten wir einen rostigen Bauwagen, der Hirten gelegentlich als Rastplatz dient und trafen dort drei Kirgisen mit ihren sieben Pferden, die uns von dort an begleiten sollten. Zwei ganze Tage ritten wir über Grate, durch tiefe Täler und überquerten reißende Flüsse. Die Berge wurden immer höher und die Vegetation immer spärlicher, tagsüber schien die gleißende Sonne auf uns herab, nachts fiel das Thermometer auf unter Null Grad. Aber wir hatten gute Zelte und noch bessere Schlafsäcke. Trafen wir zunächst noch gelegentlich Schafhirten, die sehr gastfreundlich waren, schien ab dem dritten Tag die Bergwelt völlig unberührt. Wir waren im Jagdgebiet. Spät nachmittags erblickten wir vom Camp aus tatsächlich die ersten Steinböcke. Im Gegenhang auf etwa 3.500 Metern waren sie mit dem Spektiv gut anzusprechen: es waren mindestens dreißig Böcke, viele um 100, 2 bis 3 um 120 und einer vielleicht bis 130cm.

Die Jagd
Morgens und abends ziehen die Steinböcke zum Äsen in tiefere Regionen um 3.500 Meter, ihre Tageseinstände haben sie auf über 4.000 Metern, meist auf exponierten Plätzen, von denen sie alles überblicken können. Robert soll als erster sein Glück versuchen. Am nächsten Vormittag überquert er mit einem Kirgisen und zwei Pferden den Fluss, was allein schon gefährlich ist. Am anderen Ufer reiten sie noch ein Stück und steigen dann zu Fuß zu den Äsungsflächen auf. Dort richten sie sich ein und warten auf den Abend und die Steinböcke. Wir können auf etwa 2 km Entfernung alles mit den Gläsern verfolgen.

Und tatsächlich: gegen 17:30h erscheint plötzlich oben am Grat der erste Bock und sichert lange. Dann erscheinen immer mehr und sie ziehen wie an der Perlenschnur hinunter auf die Grünfläche. Für uns ist es sehr spannend zu beobachten, wie die beiden an die Steinböcke heranpirschen. Der Guide bringt Robert sehr geschickt auf 160 Meter an das Wild heran und nach langer Zeit fällt endlich der Schuss. Aufgrund der Entfernung hören wir ihn erst, nachdem die Böcke auseinander gesprungen sind, aber wir sind erleichtert, als wir einen hinunter rutschen sehen. Schnell wird es dunkel und sehr kalt. Wie sehen sie nicht mehr absteigen und sie können auch nicht mehr über den Fluss in der Dunkelheit. Nach einer sicherlich harten Nacht im Freien kommen sie am nächsten Morgen zurück und Robert strahlt. Er hat einen 10-jährigen Steinbock mit 122cm Hornlänge erlegt und ist sehr glücklich. Heißer Tee wärmt die beiden wieder auf und nach einem guten Frühstück packen wir das Camp zusammen, verladen alles auf die Pferde und ziehen weiter.

Nach einem langen Tagesritt schlagen wir wieder die Zelte auf, nun auf immerhin  schon 3.200 Metern und umgeben von teilweise schneebedeckten 5- und 6-Tausendern. Wir kochen wieder Nudeln und teilen Leckereien von Roberts „Delikatess-Proviant“, gleichzeitig glasen wir sporadisch die Berge ab und entdecken wieder Steinböcke. Dieses Mal weiter oben im Tal ein großes Rudel weibliche Tiere und geringe Böcke. Direkt gegenüber, aber 500 Meter höher und wohl 1,5km entfernt, stehen einmal drei und einmal vier Steinböcke zusammen. Wir erkennen zwei mit guter Auslage und Schläuchen um 120cm, aber es wird schnell dunkel. Wir kriechen in die Schlafsäcke, können aber aufgrund der Höhe nicht richtig schlafen. Immer wieder wacht man auf und muss tief durchatmen.

Der zweite Steinbock
Der nächste Morgen sieht uns früh um den Teekocher sitzen und wir entdecken die Steinböcke, wie sie in ihren Tageseinstand aufsteigen. Auf einem Sattel in 4.200 Metern Höhe tun sie sich nieder und dösen in der Sonne, jeder in eine andere Richtung sichernd. Unser Jagdleiter winkt ab, keine Chance, aber ich will jetzt am fünften Tag Aktion und dränge zum Aufbruch. Auch wenn es fast unmöglich erscheint, will ich versuchen, in einer Rinne die Böcke zu übersteigen. Die Kirgisen zweifeln an mir, aber wir reiten dann zum Fluss und durchschwimmen ihn mehr auf den Pferden als das wir reiten. Drüben angekommen nehmen wir nur das Nötigste und beginnen den Aufstieg in der Deckung einer tiefen Rinne. Stunde um Stunde vergeht, wir gehen langsam und die Sonne brennt auf uns herab. Auf 3.800 Metern machen wir ein Dutzend geringere Steinböcke hoch, die wir nicht gesehen haben, aber wir haben Glück, dass sie außer Sicht der anderen flüchten. Nach vier Stunden kommen wir an einen 150 Meter hohen Schotterhang, für den wir anderthalb Stunden brauchen und der mich die letzte Kraft kostet. Dann erreichen wir kirchturmartige Zinnen, hinter denen wir Rast machen, um zu Atem zu kommen. Von hier aus spähen wir vorsichtig auf die sieben Steinböcke hinunter, die nun unter uns auf dem vorgelagerten Sattel liegen. Ich messe 295 Meter recht steil nach unten. Ich richte mich ein, stelle an der ASV meines Glases und warte. Als einer der Böcke aufsteht drängen die Kirgisen zum Schuss, aber ich widerstehe, denn ein anderer erscheint mir stärker. Nach 45 Minuten tut er mir als letzter den Gefallen und wird langsam hoch. Im Knall springen alle ab und flüchten unter uns quer zum Hang. Ich bin etwas irritiert, lade nach, kann aber den Beschossenen nicht so schnell ausmachen, als einer zu straucheln beginnt und den Hang herunterrutscht. Die Kirgisen jubeln und ich bin erleichtert. Durch das Funkgerät kommt das Waidmannsheil aus dem Camp, man hat alles beobachtet. Wir steigen vorsichtig zum Steinbock herab und ich nehme mit großer Freude diese Beute in Besitz. 80 cm Auslage und 123cm Länge sind zwar gut, aber diese Pirsch macht für mich erst den Wert der Trophäe aus. Nach den obligaten Fotos lösen wir das Haupt und soviel Fleisch aus, wie wir tragen können und machen uns an den Abstieg. Im Dunkeln erreichen wir das Camp und delektieren und am frischen Wildbret, eine Flasche Wodka macht zur Feier des Tages die Runde.

Den nächsten Tag verbringen wir mit Trophäenpräparation, bauen das Camp ab und machen uns auf den Rückweg. Wieder drei Tage Reiten, einen Tag im Auto und wir sind in Bishkek, am nächsten Tag über Moskau abends wieder in Hamburg. Wir hätten uns jeder mehr Jagdtage oder besser gesagt reine Pirschtage gewünscht, aber neben dem Jagdlichen lassen uns vor allem die Eindrücke des Landes, seiner Menschen und die herrliche, entlegene Bergwelt immer wieder gern an diese Reise zurückdenken.

NB

Steinbockjagd in Kirgisien

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