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Globus Jagdreisen
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Niederwildjagd in Ungarn

Jagd "wie in alten Zeiten"

Ab etwa meinem siebten oder achten Lebensjahr verbrachte ich gern die Ferien bei meinen Großeltern im Rheinland, denn mein Großvater war leidenschaftlicher Jäger und ging als Pensionär zwei- bis dreimal die Woche zur Niederwildjagd in die Gefilde am Niederrhein, die in den Siebziger Jahren mit Niederwild gesegnet waren. Seine Leidenschaft war die Jagd mit dem Pointer auf Rebhühner und ich kann mich noch gut erinnern, dass er an manchen Tagen über zwanzig Stück erlegte. Aber es wurde auch viel frettiert, Kaninchen waren eine Plage, und auf Hasen und Fasanen buschiert, bis die großen Treibjagden begannen, an denen einige hundert Stück Wild zur Strecke kamen.

Noch heute ruft der Geruch von alten Lederfutteralen, ein bestimmtes Waffenöl und der Geruch der leeren schwarzen Waidmannsheil diese Kindheitserinnerungen wach. Später in meinen ersten Jahren als Jungjäger war dann auch die Niederwildjagd mit der Flinte und dem Hund mein vornehmliches Betätigungsfeld. Leider haben die Niederwildbesätze weiter abgenommen oder Jagdzeitenänderungen haben die Jagdmöglichkeiten weiter eingeschränkt. Heute jagen wir fast nur noch mit der Büchse auf Schalenwild, was sich immerhin in unseren norddeutschen Regionen stark vermehrt hat und so kommt die geliebte Flinte immer seltener aus dem Schrank.

Im Jägerkreis kommt das Thema Niederwildjagd, und wie schön das doch früher war, immer wieder mal auf und so unternahmen wir vor einigen Jahren die erste Niederwildjagd in Ungarn. Nach einiger Recherche fanden wir Reviere an der Theiss, die jeweils einen Tag Buschierjagd auf Fasanen, Hasen und sonstiges Niederwild anboten. Wir suchten keine straff organisierte Vorstehtreibjagd, bei der man nur von Stand zu Stand gebracht wird, sondern eine lockere Buschierjagd mit eigenen Hunden. Als Quartier diente uns ein alleinliegender Hof, den sein Wirt Janosz zu einer kleinen Pension umgebaut hatte und die unsere Gruppe von acht Jägern gerade aufnehmen konnte. Dort wurden wir sehr nett aufgenommen und persönlich betreut. Die Küche war ausgezeichnet und der Weinkeller hatte einiges zu bieten. So manchen netten Abend haben wir seitdem dort verbracht.

Morgens fuhren wir dann in eines der Reviere, wo uns bereits einige Ungarn, Jäger der Jagdgenossenschaft, erwarteten. Nach kurzer Begrüßung und Ansage des Jagdleiters, was die Sicherheit und die Freigabe betraf, kletterten alle auf den Jagdwagen und rumpelten ins Revier. Das Gelände ist flach, kleinparzelliert und immer wieder von Knicks, Büschen, Bachläufen und Feldremisen unterbrochen – ideal für das Niederwild und für eine Streife. Der Jagdleiter fragte, wer mit den Treibern gehen und wer vorstehen wollte und schon ging es los. Die ersten Hähne streichen vorzeitig ab und bringen sich in Sicherheit, aber dann stehen die zwei Vorstehschützen auf ihren Ständen und die ersten Schüsse fallen. Die Schützen- und Treiberkette geht langsam voran und die Hunde suchen frei. Auffällig ist, wie routiniert die ungarischen Hunde von Beginn an arbeiten, wohingegen unsere Hunde noch sehr aufgeregt sind, denn sie haben weniger Praxis und kennen so ein Wildvorkommen nicht.

Der ein oder andere Fasan steht von der Linie auf und fliegt nach vorn oder schraubt sich hoch und defiliert zurück, so dass auch die Durchgehschützen zu Schuss kommen. Am Ende der ersten Streife liegen zwei Hasen und ein Dutzend Fasanen. Zufriedene Gesichter bei den Gästen und den Ungarn. Das Wild wird zum Lüften außen an den Wagen gehängt und schon zieht dieser vor, um beim nächsten Trieb zwei, drei andere Flinten vorzustellen. Jetzt folgt ein Schilftrieb. Einige flankieren vorgezogen in der Art der Böhmischen Streife, andere gehen mit durch. Der halbe Trieb ist vorüber als die ersten Hähne aufstehen und wenig später vorne und an der Flanke empfangen werden. Plötzlich der Ruf „rok, rok“ (Fuchs) und schon hört man das Jiff-Jiff der Hunde. Unvermittelt und weit vor den Hunden springt er an der engsten Stelle zum Nachbarfeld aus den Halmen, aber Ernst, der Älteste unserer Gruppe, ist wachsam und lässt ihn gekonnt roullieren. Er strahlt, wie seine Weimaranerhündin sich mit dem starken Rüden abmüht und ihn bringt.

Gegen 12:30 Uhr ist Mittagspause, die wir im Jagdhaus der Genossenschaft verbringen. Es wird erst eine Suppe, dann Geflügel und Fleisch mit schmackhaften Beilagen gereicht. Dazu gibt es wahlweise Bier, Wein oder Wasser. Beim anschließenden Kaffee werden die ersten schon wieder unruhig und wollen los. Wir vereinbaren mit dem Jagdleiter jetzt zunächst eine Hasenstreife, wozu wir in offeneres Gelände fahren. Erst eine Wiese, dann ein Sturzacker und hinten dran noch ein Stoppelfeld, etwa zwei Kilometer lang. Wir machen eine klassische Böhmische Streife und kommen jetzt in den Genuss eines erstklassigen Feldhasenbesatzes. Immer wieder stehen die Krummen auf und flüchten nach vorn, zur Seite oder zurück. Gut, dass zuvor 3,5mm Patronen ausgegeben wurden, denn hier liegt die Schussentfernung zwischen 30 und 40 Meter und so mancher muss sich das richtige Vorhaltemaß erst erarbeiten. Aber dann klappt es und es sind eben diese Bilder der apportierenden Hunde und der Treiber, die einige Hasen auf ihren Treiberstöcken über der Schulter tragen, die einen an „alte Zeiten“ erinnern.

Es folgen weitere kleine Streifen, bei denen wir einmal an einen Teich kommen, von dem einige Enten aufstehen und ein paar mit guten, hohen Schüssen fallen. In der Dämmerung legen wir Strecke im Jagdhof: es liegen 1 Fuchs, 14 Hasen, 65 Fasanen, 4 Enten, und eine Taube, zusammen 85 Stück Wild bei 8 Flinten. Wir stehen noch eine Weile mit den Ungarn am Streckenfeuer zusammen bis wir uns von unseren herzlichen Gastgebern und Jagdfreunden verabschieden müssen. Zurück im Quartier wird geduscht und vor dem Abendessen etwas geruht, denn so ein langer Jagdtag, wenn auch bei bestem Wetter, ist anstrengend. Beim Abendessen lassen wir den Tag Revue passieren und der eine oder andere hohe Fasan oder unerklärliche Fehlschuss wird besprochen. Es geht entspannt und lustig zu und wir sitzen noch länger nach dem Essen bei dem einen oder anderen guten Glas ungarischen Wein zusammen, bis sich die ersten zurückziehen, denn morgen geht es ins nächste Revier und ein weiterer ereignisreicher Jagdtag erwartet uns.

Nach drei Jagdtagen und vier Nächten geht es zurück nach Hause. Einige werden nach Budapest gefahren und nehmen die direkte Mittagsmaschine, andere fahren mit dem eigenen Wagen. Die Mitnahme der Hunde im Flugzeug verläuft bei Air Berlin nach Voranmeldung reibungslos. Die mitgebrachte Transportbox wird kurz vor Abflug abgegeben und man erhält den Hund bei Ankunft als erster zurück (€ 60,00 h/z pro Hund!). Alle Teilnehmer waren sehr zufrieden. Der eine, weil er mal richtig aus dem Vollen schöpfen konnte, der andere, weil er bei gutem Wildvorkommen mit seinen Hund arbeiten konnte und wieder ein anderer, weil es lustige, unbeschwerte Jagdtage im Kreise Gleichgesinnter waren. Fest steht, die Reise wird jährlich wiederholt.

NB

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